Nach dem Amoklauf in Graz, bei dem ein junger Mann mehrere Menschen verletzte und tötete, wurde schnell bekannt: Der Täter spielte Ego-Shooter. Und wie so oft kommt reflexartig die Debatte auf: „Machen Ballerspiele gewalttätig?“ Die Antwort aus Sicht von Wissenschaft und Praxis ist eindeutig: Nein.
🧠 Wissenschaftlich unbegründet: Shooter ≠ Gewalt
Unzählige Studien der letzten 20 Jahre – darunter von der American Psychological Association, der Universität Oxford und deutschen Medieninstituten – konnten keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Spielen von Gewaltspielen und realer Gewalt nachweisen.
Aggression im Spiel ist nicht gleich Aggression im Leben. Wer in „Call of Duty“ gewinnt, plant noch lange keinen Amoklauf.
📢 Was wirklich zählt: Psychosoziale Faktoren
Experten wie Prof. Dr. Christian Pfeiffer (Kriminologe) oder Medienpädagogin Katharina Breininger betonen: Psychische Instabilität, Isolation, familiäre Konflikte und real erlebte Gewalt sind die häufigsten Faktoren in Biografien von Tätern – nicht das Gaming.
➡️ Bericht bei PULS 24: „Ego-Shooter allein machen es nicht“
🎮 Gaming ist oft ein Rückzugsort – kein Radikalisierungsinstrument
Gerade in belastenden Lebenslagen suchen viele Menschen Zuflucht in digitalen Welten – sei es durch Shooter, Aufbauspiele oder Rollenspiele. Das ist nicht gefährlich, sondern in vielen Fällen sogar stabilisierend und sozial verbindend.
🎙️ Community-Kritik: „Sind wir wieder bei 2004?“
Auch in der Gaming-Community sorgt die aktuelle Berichterstattung über den Graz-Täter für Kopfschütteln. Der bekannte Content Creator Iblali kommentierte in einer Instagram-Story mehrere Schlagzeilen, die sich auf die Shooter-Vorlieben des Täters fokussieren, mit den Worten:
„Haben wir wieder 2004 oder was?“
Eine Anspielung auf die frühen 2000er-Jahre, in denen nach dem Amoklauf in Erfurt (2002) und Emsdetten (2006) Ego-Shooter wie „Counter-Strike“ von Boulevard und Politik als Auslöser dargestellt wurden. Auch damals hagelte es Kritik von Fachleuten und Gamern gleichermaßen – zu unrecht, wie spätere Studien zeigten.
📸 (Der Post ist ein Screenshot öffentlich zugänglicher Medienberichte, eingebettet in Iblalis Story mit Meinungsäußerung.)
🔍 Fall Graz: Medien greifen zu kurz
Dass der Täter von Graz ein Headset trug und Turniere spielte, sagt noch nichts über seine Motive oder inneren Konflikte aus. Die Berichterstattung wie z. B. bei Heute.at fokussiert sich zu stark auf die Gaming-Vergangenheit – und greift dabei zu kurz.
➡️ Zum Artikel: Gaming-Team äußert sich zu Arthur A. – heute.at
✅ Unser Fazit: Nicht das Spiel ist das Problem – sondern die Vereinfachung
Wir als Redaktion stellen uns klar gegen die pauschale Verbindung von Ego-Shootern mit realer Gewalt. Wer Spiele verteufelt, macht es sich zu leicht – und verkennt die wahren Ursachen von Gewalt und Radikalisierung.
Wir fordern: Mehr Sachlichkeit, weniger Sündenböcke. Gaming ist Teil unserer Kultur – und kein Einfallstor für Gewalt.